Lasst uns beten. Oh Herr, unser Gott, wir kommen zu Dir in Freude und Dankbarkeit, in dem Wissen, daß Deine Hand auf uns ist für immer; daß Du alle Tage unseres Lebens bei uns bist, Du wirst uns nie verlassen, damit wir in allen Dingen sagen können: “Der Herr ist mein Helfer, ich werde nicht fürchten, was der Mensch mir antun kann”. Unser Vater, gib uns die Gnade, alle unsere Sorgen auf Dich zu werfen, der Du Dich um uns sorgst, alle unsere Wege in Deinen Schutz zu legen, auf Dein Wort zu vertrauen, in Deinem Geist zu wandeln und uns zu freuen, daß Du bist der, der immer bei uns ist. Im Namen Jesu, amen.
Unser Text heute ist Römer 3:9-18. Unser Thema: Der autonome Mensch.
9 Was dann? Sind wir besser als sie? Nein, in keiner Weise; denn wir haben zuvor bewiesen, daß sowohl Juden als auch Heiden unter Sünde stehen;
10 Wie geschrieben steht: Es gibt keinen Gerechten, nein, keinen einzigen:
11 Es gibt keinen, der versteht, es gibt keinen, der nach Gott sucht.
12 Sie sind alle aus dem Weg gegangen, sie sind zusammen nutzlos geworden; es gibt keinen, der Gutes tut, nein, nicht einen.
13 Ihre Kehle ist ein offenes Grab; mit ihren Zungen haben sie sich betrogen; das Gift der Aspis ist unter ihren Lippen:
14 dessen Mund voller Fluch und Bitterkeit ist:
15 Ihre Füße sind schnell, Blut zu vergießen:
16 Zerstörung und Elend sind ihre Wege:
17 Und den Weg des Friedens haben sie nicht erkannt:
18 Es gibt keine Furcht vor Gott vor ihren Augen.
Paulus beschuldigt sowohl Juden als auch Heiden, allesamt gefallen, daß sie – ungeachtet ihrer Rasse, Hautfarbe oder ihres Glaubens – ohne Gott unfähig jeglicher Gerechtigkeit sind, daß kein Mensch ein unabhängiges Konzept und eine unabhängige Gerechtigkeit aufstellen kann. Gerechtigkeit ist das, was Gott verlangt, nicht das, was der Mensch meint. Die Gerechten sind diejenigen, die aus dem Glauben und von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt, leben. Die Gerechten kennen und praktizieren Gerechtigkeit oder Rechtschaffenheit.
In den ersten 8 Versen dieses Kapitels macht Paulus deutlich, daß es außer Gott keine Gerechtigkeit und kein Leben gibt. Es gibt keine Gesetze, keine Gerechtigkeit, keine Kategorien oder Universalien oder Realitäten außerhalb Gott und unabhängig von Ihm. Wir können deshalb nicht sagen: "Das ist Gerechtigkeit." Und dann Gott vors Gericht bringen und sagen: "Du hast dich geirrt." Gerechtigkeit ist das, was Gott sagt sie ist.
Gott schuf alle Dinge. Alle Dinge wurden von Ihm gemacht, und ohne Ihn wurde nichts gemacht. Daher ist die Annahme, daß es außerhalb Gottes irgendwelche Konzepte oder Möglichkeiten gibt, vergeblich. Die einzigen Möglichkeiten, die einzigen Kategorien von Gedanken; die einzigen Ideen, Realitäten, das einzige Irgendetwas, das existieren kann, gibt es aufgrund der Schaffung Gottes.
Wenn wir also über Gerechtigkeit sprechen, sprechen wir über Gott, ob wir es nun zugeben oder nicht. Mit Verlaub werde ich das noch einmal sagen: Wenn wir über Gerechtigkeit sprechen, sprechen wir über Gott. Der Maßstab ist Gott und sein Gesetz – nicht der Jude oder der Christ.
Wenn wir mit Status auf menschlicher Ebene beginnen, können wir uns den daraus resultierenden humanistischen Prämissen und Standards nicht entziehen. Und so sagt Paulus, wenn man mit der Tatsache beginnt, Jude oder Christ zu sein, wird man immer in der Welt der humanistischen Normen gefangen sein. Man beginnt mit Gott und seiner Gerechtigkeit.
So, sagt Paulus, gibt es keinen Gerechten, keinen einzigen. Kein Mensch kann außer Gott irgendeine Gerechtigkeit für sich beanspruchen, denn alle Menschen haben gesündigt und sich verirrt. In dem Paul sagt, "Es gibt keinen Gerechten, keinen einzigen" erhebt er Anklage nicht nur gegen das Verhalten und den gefallenen Zustand aller Menschen, sondern auch gegen den autonomen Gerechtigkeitsbegriff aller Menschen. Die Menschen wollen ihren eigenen Maßstab haben. Das heißt, sie wollen ihr eigener Gott und Gesetzgeber sein und sagen: "Nun, Gott, du hast hier das Ziel verfehlt", und Gott und die Welt zur Verantwortung zu ziehen. Und Paulus sagt, daß es keinen Gerechten gibt, keinen einzigen. Nicht nur die Menschen sind ungerecht, sondern auch ihre Vorstellungen von Gerechtigkeit.
Er zitiert dann Psalm 14:1-3, wo David sagt:
1 Der Narr spricht in seinem Herzen: »Es gibt keinen Gott!« Sie handeln verderblich, und abscheulich ist ihr Tun; da ist keiner, der Gutes tut.
2 Der Herr schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, um zu sehen, ob es einen Verständigen gibt, einen, der nach Gott fragt.
3 Sie sind alle abgewichen, allesamt verdorben; es gibt keinen, der Gutes tut, auch nicht einen einzigen!
Beachten Sie, was David und Paulus sagen: "Die Menschen sagen in ihren Herzen: Es gibt keinen Gott." Weder David noch Paulus sprechen von einem bekennenden Atheisten. Wahrscheinlich gab es zu Davids Zeiten nur sehr wenige solche, aber David spricht von Atheisten, die in ihrem Tun Atheisten waren; Männer, die sich zu seiner Zeit zum Gottes Bundesvolk bekannten, die Israeliten, aber in ihren Herzen waren sie Atheisten.
Ein Mann, welche auch immer seine Bekenntnis sei, der nicht aus dem Glauben lebt, sondern als ob es keinen Gott gäbe, ist ein Narr, der in seinem Herzen gesagt hat: "Es gibt keinen Gott."
Alle solche, sagt David, haben abscheuliche Werke vollbracht. Es gibt keinen, der Gutes tut. So sprach David über praktizierende Atheisten, Männer, die behaupten, alles zu glauben, aber nicht danach handeln, sondern nur das, was ihnen passt. Das ist praktizierender Atheismus. Paulus behält diese Bedeutung. Er spricht zu der Kirche; er versucht, die Menschen in der Kirche dazu zu bringen, ihr eigenes Problem zu sehen, nicht auf andere herabzublicken. Und Paulus sagt, daß der Herr, der diese Szene betrachtet, findet, daß alle beiseite gegangen sind; sie sind alle zusammen schmutzig oder stinkend geworden. Es gibt niemanden, der Gutes tut, nein, keinen einzigen.
David und Paulus geben uns Gottes Perspektive auf die Menschen, die zwar nominell seinem Bund treu sind, aber in Wirklichkeit seinem Bundesvolk nicht angehören, weil sie eine autonome Vorstellung von Recht und Gerechtigkeit haben. Wo immer man Menschen findet, die einen Rechtsbegriff außerhalb des Gesetzes Gottes oder eine Gerechtigkeitslehre außerhalb der Gerechtigkeit Gottes aufstellen, da hat man praktizierende Atheisten; und genau die Männer, von denen David in Psalm 14 und Paulus in Römer 3 sprechen.
Der Mensch kann weder die Quelle der Gerechtigkeit noch die Quelle des Rechts sein. Paulus verwendet also Davids Worte, mit Davids Bedeutung. Alles Denken, das von Gott und seinem Gesetzeswort unabhängig ist, bringt nur Böses hervor. Die Gerechten werden aus dem Glauben leben.
Die Erlösten Gottes verlassen ihr eigenes Gesetz und ihre eigene Gerechtigkeit, ihre Vorstellung von Gutem, weil sie durch die Erlösung Christi nun von jedem Wort leben, das aus dem Mund Gottes kommt.
So zitiert Paulus in Römer 3:10-12 den Psalm 14:1-3, der vom Leben aus Glauben spricht, nicht aus bloß gesprochenem Bekenntnis. Auch im nächsten Vers, dem 13., zitiert er David aus Psalm 5:10 - „Denn in ihrem Mund ist nichts Zuverlässiges; ihr Inneres ist [voll] Bosheit, ihr Rachen ein offenes Grab, mit ihren Zungen heucheln sie.“
Und er zitiert auch David aus Psalm 140:4 - „Sie spitzen ihre Zunge wie eine Schlange, Otterngift ist unter ihren Lippen. (Sela.)“
Nun wird die giftige Natur der Zunge offensichtlich betont. Wir werden oft über das Böse in der Zunge erzählt, von einem Ende der Bibel zum anderen. Aber wir haben hier noch etwas mehr, den Vergleich der Kehle mit einem offenen Grab, das eine Assoziation mit dem Tod einführt. Die Zunge ist zu viel Bösem fähig und tödlich. Das Gift, das die Zunge ausspuckt, kommt aus dem Rachen des Todes - der Kehle als Grab.
Luther sprach nun sehr treffend von dieser Stelle, und er schrieb, ich zitiere: "Der Apostel zeigt, wie solche Ungerechten auch gegeneinander sündigen, da sie sich selbst von Gott abgewandt haben, also versuchen sie, andere Menschen zu sich selbst und weg von Gott zu ziehen. Wie das Grab die Toten nimmt, so verschlingt ihre Kehle und ihre Lehre diejenigen, die bereits so völlig tot sind, daß es keine Hoffnung mehr gibt, daß sie aus der Verdammnis zurückgewonnen werden könnten, es sei denn, Gott durch einen besonderen Akt Seiner Macht eingreifen würde. Ihre Kehle ist ein offenes Grab, weil sie viele verschlingen und irreführen; wie wir in 2. Timotheus 2:17 lesen - 'und ihr Wort frißt um sich wie ein Krebsgeschwür.' Solche bösen Betrüger verschlingen auch Gerechte. Aber da sie ihren Glauben nicht pervertieren können, zerstören sie diese in ihren Körpern durch Verfolgung. Ihre Kehle ist also wirklich ein offenes Grab, sie verschlingen die Menschen, indem sie falsche und betrügerische Lehren verbreiten, und sie verkünden ihre falsche Lehren so, daß sie heilig erscheinen, voll des Heils und von Gott kommend.“
Nun, all das ist wahr. Es knüpft sicherlich an Sprüche 8:36 an: "Wer mich aber verfehlt, tut seiner Seele Gewalt an; alle, die mich hassen, lieben den Tod!". Und David und Paulus sagen uns, daß das Evangelium dieser Menschen der Tod ist. Wenn die Menschen keine Sühne in Christus haben, werden sie wegen ihres Bewusstseins von Sünde und Schuld durch den Sado-Masochismus, durch die Anrufung des Todes, nach Selbstbefreiung suchen und bringen Verdammung über sich selbst und ihre Umwelt.
Ein sehr aufschlussreiches Beispiel dafür ist eine Aussage von Stewart Brand, dem Schöpfer des Whole Earth Catalog, der sagte und ich zitiere: "Wir haben uns gewünscht, wir Öko-Freaks, daß eine Katastrophe oder ein dramatischer gesellschaftlicher Wandel kommt und uns in die Steinzeit bombardiert, wo wir wie Indianer in unserem Tal mit unserem Lokalismus, unserer angemessenen Technologie, unseren Gärten und unserer hausgemachten Religion leben könnten; endlich frei von Schuld."
Und das erklärt natürlich so viel in unserer heutigen Welt. Menschen, die versuchen, eine weltweite Katastrophe zu erschaffen, ein Strafgericht über sich zu bringen, um sich endlich frei von Schuld zu fühlen: „Wir haben für unsere Sünden Buße getan.“ Aber Paulus sagt, daß keine Rasse, keine Kultur, kein Volk einen Status vor Gott hat, außerhalb von der Gnade Gottes. Und Paulus zitiert Formen des praktizierten Atheismus: die Weigerung, Gott zu verstehen oder ihn zu suchen, unnützes Leben, die Unfähigkeit, Gutes zu tun. Der Tod ist in ihrem ganzen Wesen, sagt er; er fließt in ihrer Rede heraus. Der Hass auf Gott ist der Hass auf das Leben. Diese Leute, sagt er, sind auf den Tod ausgerichtet. Zerstörung und Elend sind in ihren Wegen - es gibt keinen Frieden, keine Gottesfurcht vor ihren Augen.
Paulus zieht den Boden unter all diesen Einwendern weg. Er entlarvt sie als das, was sie sind. Er macht deutlich, daß es außerhalb Gottes keine Gerechtigkeit und kein Gesetz gibt; außerhalb von Gott gibt es das Gute nicht. Ein anderes Gesetz als das von Gott zu suchen, bedeutet, gegen Gott zu kämpfen. Deshalb müssen wir sagen, daß sich die Völker der Welt heute im Krieg gegen Gott befinden, weil sie ein eigenes Gesetz suchen und Gott danach richten wollen.
Wir müssen zuerst das Gesetz Gottes suchen, dann können wir sein Nachhallen im Menschen und in der Welt um uns herum verstehen. Nur die Gerechten können gerechtfertigt werden, und sie werden nur vom dreieinen Gott gerecht gemacht, denn es gibt keine andere Gerechtigkeit im ganzen Universum als die Gottes. Es gibt kein unabhängiges Wort, kein unabhängiges Gesetz, keine unabhängige Gerechtigkeit, Tugend, Gnade, Barmherzigkeit oder Liebe. Das autonome Wort des Menschen bedeutet nur den Tod - nicht Recht, nicht Gerechtigkeit.
Also sagt Paulus: Alle Menschen sind unter der Sünde, wenn sie außerhalb Christi und mit ihrem eigenen Wort stehen. Das Herz aller autonomen Worte ist in Genesis 3,5 zusammengefasst, wenn der Versucher sagt: "Ihr werdet wie Gott sein" - jeder Mensch sein eigener Gott, der weiß und für sich selbst bestimmt, was Gut und Böse, was Gesetz, was Gerechtigkeit oder irgendeine Tugend in irgendeiner Sphäre ausmacht.
Der vermeintliche Angehörige Gottes Bundesvolks, der ein unabhängiges Wort sucht und eine unabhängige Gerechtigkeit oder Rechtschaffenheit oder Tugend hat, wandelte seine Beschneidung in Unbeschnittensein um, und Paulus sagt implizit: "Jetzt wird seine Taufe zum Ungetauftsein."
David sagte in Psalm 51:4, als er sein Bekenntnis der Sünde zu Gott ablegte: "Gegen dich, dich allein habe ich gesündigt und dieses Übel vor deinen Augen getan." Aus menschlicher Sicht hatte David gegen mehrere Menschen gesündigt, aber was er meinte, war, daß, da Gott allein der Gesetzgeber ist, jedes Vergehen im Grunde genommen ein Vergehen gegen Gott ist. Wir brechen Gottes Gesetz, nicht das der Menschen. Wenn wir unseren Nächsten in irgendeiner Weise berauben oder verletzen, ist es Gottes Gesetz, das wir gebrochen haben, nicht das Gesetz der Menschen. So daß David ganz genau sagte: "Gegen dich, dich allein habe ich nur gesündigt." Jede Sünde ist im Grunde genommen gegen Gott, denn es ist Gottes Gerechtigkeit, die gebrochen wird, nicht ein Gesetz das wir gemacht haben.
So können wir beginnen, die Richtung zu erkennen, in die uns Paulus im Römerbrief führt. Indem er erklärt, daß die Gerechten aus dem Glauben leben werden, sagt er, daß ihr ganzes Leben unter Gott sein muss, an den sie glauben, unter dem Wort Gottes und im Geist Gottes; daß für den Menschen, ein unabhängiges Wort zu suchen, bedeutet, nicht aus dem Glauben, sondern aus der Sünde zu leben; und für die Kirche, wie es heute so verbreitet ist, zu erklären, daß sie an Jesus Christus glauben, aber dann gegen Gottes Gerechtigkeit - gegen sein Gesetz - sind und sagen: "Nun, wir werden es dem Staat überlassen, die Gesetze zu erlassen." So sagt die Kirche durch die Blume, daß sie nicht aus dem Glauben leben wird. So wird ihre Taufe ins Ungetauftsein verwandelt. Deshalb ist das Buch der Römer so wichtig für unsere Zeit, weil es uns sagt, warum die Kirche machtlos geworden ist; es hat die Form der Frömmigkeit, aber es fehlt die Kraft Gottes, weil es nicht aus dem Glauben lebt. Sie versucht, durch den Glauben gerettet zu werden, aber nicht aus dem Glauben zu leben. Und das eine ist ohne das andere unmöglich.
Wenn wir durch den Glauben gerettet werden, werden wir aus dem Glauben leben. Das eine fließt aus dem anderen heraus. Um die Kirche des 20. Jahrhunderts an ihre Berufung, an den Auftrag, den Gott ihr erteilt hat, zu erinnern, müssen wir dieses Wort verkünden: "Die Gerechten werden aus dem Glauben leben". Bei jedem Wort, wie unser Herr sagte: "Das kommt aus dem Mund Gottes."
Lasst uns beten: Dein Wort, oh Herr, ist Wahrheit, und Dein Wort spricht zu jedem unserer Zustände und hilft gegen alle Übel unserer Zeit. Gib uns die Gnade, Dein Wort zu verkünden und Deine erlösende Wahrheit allen Nationen bekannt zu machen, damit die Reiche dieser Welt zum Reich unseres Herrn und Seines Christus werden. Segne uns zu diesem Zweck im Namen Jesu, amen.
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